Im vergangenen Jahr wurde sehr viel über den Abgasskandal bei VW berichtet. Dabei beschränkte sich die Berichterstattung meistens darauf, zu erklären, wer nun für den entstandenen Schaden und vor allem für eventuelle Rücknahmen und Umrüstungen zahlen müsste. Nur wenig beachtet wurde diesbezüglich, wie sehr ein solcher Skandal auch das Vertrauen von Unternehmen generell beeinflussen kann. Und welche Spätfolgen aus so einer Krise entstehen können.
Worum ging es nochmal? Eine kurze Zusammenfassung
Um die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte beim Abgas von Dieselmotoren zu umgehen, haben verschiedene Autohersteller ihre Systeme manipuliert. Ausschlaggebend sind hierbei sogenannte Abschalteinrichtung, die die Filterung und Reinigung des Abgases in der Motorsteuerung aussetzen können. Solche Abschalteinrichtungen sind eigentlich seit 2013 verboten. Der Skandal hatte weitreichende Folgen für die Automobilindustrie. So gab es mehrere Rückrufaktionen und Umrüstungen bei verschiedenen Modellen, mit denen die Abgaswerte wieder den gesetzlichen Grenzwerten entsprechen sollen.
Nicht beachtet wird dabei, was für fatale Folgen ein solcher Vertrauensverlust auch bei den Zulieferern bedeutet. Wenn in Zukunft aufgrund eines solchen Vertrauensverlustes – womöglich noch mithilfe politischer Einflussnahme – gänzlich auf Techniken verzichtet werden soll, die auf irgendeine Art und Weise Abgase erzeugen, leiden darunter auch andere Hersteller, beispielsweise die Produzenten von Linsenkompensatoren, welche vielfach bei Abgasleitungen zum Einsatz kommen.
Der Einfluss von Abgasen auf die menschliche Gesundheit und ein wirtschaftliches Dilemma
Es ist nachgewiesen: Zu hohe Schadstoffwerte in der Luft können für den Menschen gefährlich, sogar lebensgefährlich sein. Deswegen ist es gut und richtig, dass Grenzwerte aufgestellt und auch eingehalten werden. Allerdings sollte dabei das System Umwelt-Mensch-Wirtschaft ganzheitlich betrachtet werden. Niemandem ist geholfen, wenn wegen eines Skandals reihenweise moderne Dieselfahrzeuge verschrottet oder unter hohem Ressourcenaufwand umgerüstet werden müssen.
Nicht nur die Kosten, auch die CO2-Bilanz solcher Maßnahmen ist verheerend. Vielmehr sollten Unternehmen angemessen bestraft werden, wobei die vorhandene Technik nach Kräften weiter genutzt werden kann. Es handelt sich dabei um ein ähnliches Dilemma wie bei Elektrofahrzeugen: Zwar fahren diese weitgehend emissionsfrei, es gibt allerdings ein großes Aber: Die Herstellung der so dringend benötigten Lithium-Akkus frisst eine Menge wertvoller Ressourcen, die nicht nur alle zunächst gefördert, sondern auch um die halbe Welt geschickt werden müssen.
Das wiederum erzeugt pro Fahrzeug unter Umständen wesentlich mehr Kohlenstoffdioxid, als einen vorhandenen modernen Benziner noch mehrere Jahre fahren zu lassen. Sanktionen, die große Wirtschafts- und Konsumentenzweige betreffen, sollten immer im Kontext ihrer ganzheitlichen Konsequenzen betrachtet werden, damit ihre Effekte sinnvoll beurteilt werden können.
Im Falle des Dieselskandals könnte ein bedauernswerter Vertrauensverlust langfristig dazu führen, dass die Situation für alle beteiligten schlechter wird, als sie sein muss. Bei der E-Mobilität zeichnet sich ein solcher Trend bereits ab. Hier sind Politik und Wissenschaft gefragt: Nur geduldige Analysen können helfen, solche Dilemmata zu lösen.
Bildquelle: Anna Bizoń/123RF.COM