In Zeiten von Greta Thunberg und komplexen Themen wie Nachhaltigkeit und Innovation steht die Energieeffizienz beim Bau ganz automatisch im Fokus. Jeder Bauherr kann für energiesparsame Gebäude sorgen. Der Markt hält spannende Technologien bereit und es gibt interessante Möglichkeiten. Der Beitrag stellt vier Ansätze vor, die bei Modernisierungen, Sanierungen oder Neubauten für mehr Nachhaltigkeit sorgen.
Die großen 4: Heiz- und Kühltechnik, Dämmung, Energie- und Wasserversorgung
Um möglichst ressourcenschonend zu leben ist es ratsam, sich die vier großen Energieverbraucher in einem Haus anzusehen.
- Heizen und Kühlen
- Energieversorgung
- Wasserversorgung
- Dämmung
Heizen und Kühlen mit der Eisheizung
Es klingt nach einer Utopie, ist aber längst etablierte Technik – die Eisheizung. Die Eisheizung greift auf ein physikalisches Prinzip zurück. Es geht dabei um die Tatsache, dass beim Wechsel der Aggregatszustände von flüssig zu fest, also von Wasser zu Eis, Energie frei wird. Diese Energie wird von der Eisheizung für die Wärmepumpe benutzt, die die Heizenergie produziert. Im Übrigen wird bei der Eisheizung auch die Kristallisationsenergie genutzt. Das bedeutet, dass beim Herunterkühlen von Wasser von 80° auf 0° ebenfalls so viel Energie frei wird, wie beim Wechsel von Wasser zu Eis. Fakt ist, dass noch nicht viele Verbraucher sich für die innovative Eisheizung entschieden haben. Das mag daran liegen, dass es schier unglaublich zu sein scheint. Doch das physikalische Gesetz ist unumstößlich und die Praxis zeigt die Effizienz der Technik.
Technisch gesehen wird im Garten ein großer Wasserspeicher eingegraben, der 10 Kubkmeter Wasser fast. Das Wasser muss Trinkwasserqualität aufweisen. In Kombination mit Solarmodulen oder Solar-Luft-Kollektoren wird das Wasser erwärmt. Die Wärmepumpe sorgt dafür, dass die gewonnene Energie zur Verfügung gestellt wird. Die mögliche Ersparnis liegt bei 50 % der Energiekosten. Zudem ist diese Form der Heizung absolut CO2-neutral. Das umgekehrte Prinzip findet im Sommer statt. Die Eisheizung entzieht den Räumen Wärme und führt sie dem Speicher zu. Eine Klimaanlage wird damit überflüssig – ein perfekter Kreislauf. Einen Wehrmutstropfen stellen die Investitionskosten dar. Ab 20.000 Euro aufwärts sind mindestens zu investieren.
Photovoltaikmodule an Fassaden
Wer Immobilien als langfristige Kapitalanlage sieht, sollte sich in Punkto Energiekonzept innovativ positionieren. Dass Photovoltaikelemente auf großen Dachflächen installiert werden ist inzwischen gängige Praxis. An Außenwänden aber sind sie nicht häufig zu sehen. Das Helmholtz Zentrum Berlin hat sich für eine wertbeständige Fassade von Schrag entschieden. Sie besteht aus den so genannten preciso-Elementen, die als Vorhangfassade konzipiert sind und Photovoltaikelemente aufnehmen können. Das Helmholtz Zentrum setzt dabei auf Dünnschicht-Solarmodule der Firma Avancis GmbH. Photovoltaikmodule an Fassaden eröffnen neue Möglichkeiten für die Konzeption der Energieversorgung eines Hauses.
Die Dünnschicht-Module sind optisch wesentlich attraktiver als die kristallinen Modelle mit ihren blauen bist schwarzen Farbtönen. Architektonisch gesehen lassen sich mit ihnen neue Gestaltungsansätze realisieren, denn die Optik der Photovoltaik in Kombination mit Glas, Keramik, Metall, Stein oder Putz führt zu einem homogenen Gesamtbild. Es gibt inzwischen auch farbige SIS-Solarzellen. Mit ihnen wird es möglich, ausgefeilte Farbkonzepte an die Fassade zu bringen. Bedruckte Photovoltaikmodule und organische Photovoltaik-Zellen ermöglichen eine semi-transparente Fassadenoptik. Im Bereich von Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser ist eine Kombination einer Dämmfassade mit Photovoltaikmodulen ideal, um ein ganzheitliches Energiesparkonzept auf den Weg zu bringen.
Die Fassade produziert Strom und spart zugleich Heizenergie. Gut geeignet sind hinterlüftete Fassadensysteme, die mit Mineralwolle gedämmt werden. Photovoltaik-Module sind vor allem auch im Zuge von Sanierungen zu empfehlen. Dächer und ganzer Giebelflächen lassen sich mit Photovoltaikmodulen verkleiden, um große Teile des Gesamtenergiebedarfs der Wohneinheiten zu bedienen. Mit einer Investition von 400-500 € pro Quadratmeter ist dabei zu rechnen.
Regenwassernutzung: Das ist im Haushalt möglich
Regenwassernutzung im Haushalt spart viel Geld und lässt sich in verschiedenen Bereichen realisieren. Die Technik ist ausgereift und bewährt, dennoch nutzt nur ein geringer Teil aller Haushalte Regenwasser. In erster Linie ist es wichtig, das Regenwasser vom Trinkwasser zu trennen. Das bedeutet bei der Installation, das zwei voneinander getrennte Wasserkreisläufe eingerichtet werden müssen. Die Leitungen werden farblich gekennzeichneten, um eine Verwechslung auszuschließen. Regenwassernutzungsanlagen sind technisch so konzipiert, dass sie über Jahre hygienisch einwandfrei arbeiten. Wenn es Beanstandungen gibt, ist das in der Regel darauf zurückzuführen, dass die erforderlichen Wartungsarbeiten von den Haushalten nicht beauftragt werden.
- Mit Regenwasser lässt sich die Toilettenspülung bedienen. Infektionsgefahr besteht hier nicht.
- Regenwasser ist zum Wäschewaschen geeignet. Da Regenwasser in der Regel weich ist, lässt sich mindestens 20 % des Waschpulvers reduzieren. Allerdings gilt es zu beachten, dass Kleinstkinder, alte Menschen und Kranke sowie Personen mit einer geschwächten Immunabwehr keine Wäsche tragen sollten, die mit Regenwasser gewaschen wurde. Zwar werden beim heißen Waschen Keime abgetötet, doch beim abschließenden Durchspülen mit kaltem Wasser kann es sein, dass in der Wäsche Keime verbleiben.
- Duschen mit Regenwasser: Gesunde Menschen können ohne Bedenken mit Wasser aus der Regenwasseraufbereitungsanlage duschen.
- Pflanzen wässern ist mit Regenwasser ist ideal. Ob Bäume oder Blumen, Obst und Gemüse, mit Regenwasser lassen sich alle Pflanzen gießen.
Durch die Nutzung von Regenwasser ergibt sich in einem vierköpfigen Haushalt ein Einsparpotenzial von 40 Kubikmeter pro Jahr. Wird Wäsche mit gewaschen, können sogar 60 Kubikmeter Wasser jährlich eingespart werden. Die Investitionskosten liegen je nach Größe zwischen 2500 und 5000 € und amortisieren sich nach rund zehn Jahren.
Einblasdämmstoffe gelangen in jeden Winkel, natürliche Fasern sind ideal
Schüttgranulate sind mineralische Dämmstoffe natürlichen Ursprungs. Sie sind umweltverträglich, gesundheitlich unbedenklich und sie lassen sich ganz einfach in eine zu dämmende Wand einblasen. Problematisch ist allerdings der Herstellungsprozess, weil dabei oft viel Energie verbraucht wird. Empfehlenswerter sind natürliche Dämmstoffe aus Zellulosefasern, beispielsweise gewonnen aus Altpapier. In diesem Verfahren wird das Papier zu Zellulosewolle aufbereitet. Die Wolle wird in Flockenform zum Einblasen bereitgestellt. Das Dämmvermögen ist hoch, die Fasern sind diffusionsoffen, formbeständig und flexibel. Allerdings ist zu beachten, dass sie empfindlich auf Feuchtigkeit reagieren.
Die Kosten lassen sich schwer beziffern, da die unterschiedlichen Dämmverfahren spezielle bauliche Konstruktionen voraussetzen. Mit Kosten zwischen 40 und 150 Euro pro Quadratmeter ist zu rechnen. Interessenten sollten sich verschiedene Angebote zu den unterschiedlichen Verfahren einholen.
Erstinvestition hoch, Betriebskosten gering
Natürlich spielen die Kosten beim Hausbau oder bei der Modernisierung eine große Rolle. Doch ist es wichtig, das große Ganze im Blick zu behalten. Unterm Strich amortisieren sich die Kosten nach einigen Jahren. Langfristig gesehen sparen Immobilienbesitzer, denn die Betriebskosten bleiben auf Dauer niedrig.
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